Der Bus, der vor mir fährt und den ganzen Verkehr aufhält - und was es mit mir zu tun hat

 

Glaubst du an Zufall? Glaubst du, es ist Zufall, dass dich der Hintermann an der Kassa bedrängt und sich vordrängen will? Glaubst du es ist Zufall, dass die Frau, die du gern daten möchtest, sich nicht für dich interessiert? Glaubst du es ist Zufall, dass der Bus, der vor dir fährt, mit 20 km/h die schönste Bergstrecke des Lebens vor dir blockiert, wo du doch nur sehnlichst ins Gas steigen und schwungvoll die Passstraßen zu den deinigen machen möchtest?

 

Zufall? Ne. Und nicht nur kein Zufall. Es ist dein Spiegel. In der Tiefe der Wahrheit. In den Gesetzen der Kausalitäten bist es du selbst. Wohl nicht bewusst. Und doch bist es du. Anteile von dir, die du noch nicht wahrgenommen, nicht erkannt, nicht integriert hast. Aufgabenstellungen, die gelöst werden sollten und sich so zeigen. Über den Spiegel des Außen. So wie ich selbst der schleppende Bus war, der mir den Genuss des Weiterkommens verdorben hatte. Erst nach anfänglichem Fluchen, kurzem Ausbruch der an Rastlosigkeit grenzenden empfunden Dreistigkeit sich gegen die Verkehrsregeln zu verhalten und stur und mit einer Selbstverständlichkeit nicht zur Seite zu weichen, um den stockenden Verkehr vor zu lassen, welche sich in einem Moment eines nahenden Unfalls in einem Griff zur Hupe äußerte, erst nach diesen Momenten fragte mich leise eine Stimme - wieso?

 

Wieso das hier? Könnte ich doch genussvoll, schwungvoll diese Passstraßen hochfahren. Die Sonne genießen, die Kurven nehmen wie es mir beliebt, den Schwung meiner Kreativität nutzen und mich beflügeln lassen von meiner eigenen Kraft, die sich mit der Kraft des Motors verbindet und mich zu neuen Höhenflügen bringt. Ne, da brummt ein tonnenschweres Gerät vor mir, das so mittig fährt, dass weder Sicht nach vorne, noch Platz zum Überholen wäre und das, wie es den Anschein macht, noch nie Kurven einer Passstraße gefahren ist und keinen Moment zu überlegen scheint auf der 30 Minuten andauernden, kurvenreichen Straße, eine Ausbuchtung zu verwenden, um die Autos hinter sich vorzulassen. Möglichkeiten wären genug gewesen. So machte es mir den Anschein. Doch er nutzte sie nicht.

 

Stille. Sie wurde durchkreuzt von Fragen:

Wo nutzte ich meine Möglichkeiten nicht?  Wo blieb ICH stur auf meiner Linie, obwohl ich MICH SELBST bereits eine Zeit auszubremsen schien, ohne zu erkennen, dass es Zeit wäre, zur Seite zu fahren, mich zu besinnen und vielleicht ein Fahrtraining der Wahrnehmung zu machen oder mein Fahrzeug zu wechseln? Wann wäre es für mich die Zeit gewesen, mir selbst freie Fahrt zu verschaffen und mich nicht an Ängsten oder dem Glauben an falsches Wissen der Menschheit festzuhalten und mich dadurch auszubremsen? Obwohl die Möglichkeit gewesen wäre, schwungvoll, voller Kraft weiterzuziehen und genussvoll das zu leben, was wirklich meine Aufgabe gewesen wäre? Stattdessen stand ich auf der Bremse und hemmte mich selbst. Innerlich das Gas schon auf 180. Doch die Bremse, die Mauer des Busses der Trägheit, all das war ich selbst. Ich mit mir. Ich in mir.

 

Es mag im ersten Moment eingebildet erscheinen, zu denken, der Bus wäre meinetwegen hier. Alles drehe sich nur um mich. Nein, nicht eingebildet. Erkennend logisch. Mein Lebenstrainer und das erkennende Leben führten mich in die Welt der kausalen Multidimensionalität ein. Alles spiegelt sich. Nicht nur der Bus spiegelt Anteile von mir. Mein Drang schneller weiterzukommen spiegelt sogleich den Bus. Was der Fahrer daraus macht, das hängt von seinen Themen und seinem Stand der Wahrnehmung ab. Doch wenn es ihn und mich emotional berührt, irgendwie in Wallung bringt, mich verärgert, traurig macht, verletzt oder bedroht, dann ist es MEIN Spiegel. Dann hat es Relevanz in meinem Leben. Dann zeigt es Anteile von MIR. Denn es geht in Resonanz. Der Bus hätte im Schneckentempo den Berg hochkriechen können - wäre ich nicht in Resonanz gegangen, hätte es mir emotional nichts ausgemacht. Hätte es nicht ein Thema in mir getroffen, so hätte es mich nicht emotional berührt. Es wäre einfach ein Bus gewesen, der einen Berg hochfährt. Ohne meine Welt zu tangieren. Doch davon war ich weit entfernt.

 

Man kann die Erlebnisse des Alltags hernehmen, daraus lernen, viel über sich selbst erkennen und verstehen und es in sich ändern. Dann ändert sich sogleich die Außenwelt. Oder man kann sich ärgern, all die Idioten, Volltrottel, Versager, Schmarotzer und Arschlöcher zum Teufel wünschen. Das wird sie nur höchstwahrscheinlich nicht aus deinem Leben werfen. Im Gegenteil. Gegen alles das du kämpfst, das bleibt dir erhalten. Wieso? Weil all diese Erlebnisse Informationen einer Aufgabe in sich tragen. Sie zeigen alle ein und dasselbe: Dich selbst. Deine Themen. Deine Anteile. Deine Aufgaben. Man kann sie nicht loswerden. Man kann sie nicht aussetzen. Mann kann sie nicht abgeben. Man kann sie nicht leugnen und verdrängen. Über die Schule zu schimpfen, sie zu verteufeln und deshalb zu glauben, sie überspringen zu können scheint gleich absurd zu sein, wie über Verletzungen, Ärgernisse, unrunde Situationen und Krankheiten  zu schimpfen und sie durch Wegschauen weghaben zu wollen, denn es wird keine Lösung bringen.

 

Frage dich: Was hat es mit mir zu tun? Wo mache ich das Gleiche mit mir selbst? Wo erkenne ich mich selbst darin? Was ist die Botschaft, die mit mir selbst zu tun hat? Denn da liegt die Antwort. Und das bringt die Lösung

 

Was passierte mit meinem Bus der Hemmung? Er blieb am Pass oben stehen - mitten in der Straße, da alle freien Plätze der Ausweichmöglichkeiten schon belegt waren - doch er blieb stehen und ich huschte leise, ohne Fluchen, bedacht mit Gas vorbei und hatte freie Fahrt bis ins Tal. Genussvoll zügig. Singend fröhlich. Innerlich ruhiger. Erkennend achtsam. Bewusst über die eigenen, inneren Bremsen. Sie angenommen habend. Und sie liebevoll dem Mechaniker der Entwicklung in mir übergeben.

 

In diesem Sinne wünsche ich allen eine freie, genussvolle Fahrt mit einem kräftigen Herzensmotor, der die Hindernisse der Bergstrecke des Lebens erfolgreich meistert.

 

Alles Liebe,

Edith

Kommentar schreiben

Kommentare: 0