Wo sind wir mittlerweile angelangt? Hat das permanente Rücksichtnehmen und „Für andere Mitdenken“ unserer Ahnen im Gehirn der Nachkommen ein Kurzschluss verursacht? Hat sich das ständig kirchlich angepriesene und als begehrenswert betitelte „Sich bescheiden geben“ und „Ja nicht zuviel wollen“ in einen egozentrischen Hurrikan mit Dauersogkraft gewandelt, der die Worte „Du“ „sozial“ „anderes Wesen“ mit aller Dekadenz in sich verschlungen hat, so als hätte es sie nie gegeben?
Was ist passiert? Hat die Zeit von Corona die Menschen nun endgültig bewusst und unbewusst so an die inneren Grenzen getrieben, dass sie aus Angst vor dem „zu kurz kommen“, nicht mehr wissen wo es lang geht? Hat die Welt der Einschränkungen im Außen im Innen alle Mauern zum Einstürzen gebracht und jeglichen einfühlsamen Kontakt unter sich begraben?
Was passiert in der Tiefe der Menschen dieser Tage? Ich beobachte und staune. Es ist, als würde es ein Verhalten hervortreiben, das dem eines hungrigen, auf seine eigenen Bedürfnisse bezogenen, jedoch mangelgeprägten Kleinkind gleicht. „ICH WILL !“ mit einem Unterton, der kein Seufzen erlaubt, das leise einhaken könnte, ob das Gegenüber auch noch etwas dazu zu sagen hat oder ob es bereits verstummt ist, da es vom Felsen der Ignoranz erschlagen wurde. Ein Gefühl? Eine Regung? Einen Standpunkt? Ein Herz? Ein Herz das vielleicht Ängste, Sorgen, Herausforderungen, Wünsche hat. Ein Herz, das auch nur seine wahren Bedürfnisse leben möchte, es vielleicht nur noch nicht kann bzw. weiß wie. Ein Herz, das gehört werden möchte. Keines, das glaubt, der andere wäre zuständig für das eigene Glück. Keines, das Verantwortung abgeben will. Doch eines, das wahrgenommen werden möchte. So wie es lebt, so wie es fühlt. So wie es ist.
Was ist mit der gegenseitigen Wahrnehmung der Menschen passiert?
Ich lese in sozialen Foren und Medien nur mehr von gegenseitigen Hasstiraden, Anfeindungen und Schuldzuweisungen. Ein Gruppenlager gegen das andere. Eine Meinung zerfetzt die andere. Nur mehr „Ich will - Du musst - Schreier“, die sich Gehör verschaffen wollen. Doch haben sie der anderen Seite mal zugehört? Wissen sie noch, dass es eine andere Seite gibt? Und wissen sie auch, dass sie mit dieser Seite genau so viel zu tun haben, wie die anderen? Da wir uns nicht davon abspalten können. Da wir, wenn wir dagegen ankämpfen, immer damit verbunden bleiben.
Ich wundere mich, wie sich Menschen, ein Land, Gedanken, soziale Wesen so spalten, anfeinden, bekriegen, beschuldigen und ignorieren können. Ich wundere mich, wie es möglich ist, dass jeder Mensch ein tiefes Bedürfnis in sich hat, wahrgenommen, erkannt und respektiert zu werden und es doch so schwer ist, dies selbst bei anderen Lebewesen anzuwenden.
Was ist mit uns passiert?
Ich gehe hier an dieser Stelle nicht in die Tiefe, nicht in Dynamiken, welche durch das System unterstützt, durch Machthandlanger initiiert werden oder wem oder was es dienlich sein soll. Nein, ich stelle nur fest. Aus einer Beobachtung. Und es stimmt mich nachdenklich. Das, was sich Menschen tagtäglich wünschen. Das, wonach sie sich sehnen. Das, was sie suchen - es ist und bleibt die Liebe. Die Verbundenheit. Die Nähe. Zärtlichkeit. Geborgenheit. Sicherheit. Zugehörigkeit. Jeder trägt diese Bedürfnisse in sich. Doch scheint es in einer Welt, in der Unterdrückung, Manipulation, ein raues Vorgehen und Maßnahmen, welche die inneren Bedürfnisse der Menschen unterdrücken, verstärkt so zu sein, dass der Weg der Liebe irrsinnigerweise nicht über das Wahrnehmen, Fühlen, aufeinander Zugehen, sich Spüren, Zuhören versucht wird, sondern über das, was das System vormacht - „Ich will - du hast zu tun“. „Ich will - was du willst frage ich nicht“.
Es entbehrt jeder Logik, zu glauben, sich so die Nähe, Zugehörigkeit, das Wahrgenommen werden des Seins zu gewährleisten. Es hinterlässt wohl mehr staunende Gesichter. Und ich wünschte mir, es würde mehr erkennende Gesichter hinterlassen, dass dies definitiv der falsche Weg ist. Dass die Menschen, erst wenn sie (wieder) in ihrem Herzen, in ihrem Fühlen ankommen, dass erst dann ein Weg möglich ist, der alles eröffnet. Jedoch nicht im Befehlen, im herablassenden Anschaffen und in bewertenden Anfeindungen.
Was muss noch passieren, dass die Menschen erkennen, dass der Weg in die eigene Tiefe, in das soziale Miteinander, in die respektvolle Nähe mit dem Herzen beginnt. Nicht mit dem Verstand. Nicht mit der vorgegebenen Enge. Nicht mit Aufträgen. Nicht mit „Ich will - du musst“. So wird die Spaltung immer größer.
Wie wäre es, würden wir dem Nachbar ein Lächeln schenken und ihm von Herzen einen schönen Tag wünschen. Wie wäre es, würden wir eine Nachricht ernstgemeint mit den Worten „Wie geht es dir (deinem Herzen) beginnen? Wie wäre es, würden wir uns offen gegenseitig die Bedürfnisse sagen und einfach achtsam, offen dem anderen zuhören, ohne ihn dabei zu unterbrechen und wieder von den eigenen Sichtweisen zu erzählen. Wie wäre es, den Menschen, die Seele hinter der Fassade zu hören. Das Herz, das Sein des anderen zu fühlen. Wie wäre es, würden wir uns begegnen und von Herzen dem anderen alles Gute wünschen - wo auch immer er hingeht. Wer auch immer sie ist. Welcher Rasse sie zugehörig ist. Welche sexuellen Praktiken er zuhause im Schlafzimmer bevorzugt. Ob sie raucht oder nicht, ob sie schwanger ist oder nicht, ob mit oder ohne Mann. Ob sie über eine Abtreibung nachdenkt, weil sie für ihr Leben die Gründe dafür sieht. Ob er gegen oder für etwas ist, weil er prägende Erfahrungen gemacht hat. Wie wäre es, würden wir wieder erkennen, dass da ein Gegenüber ist - mit Wünschen, Bedürfnissen, einem Herzen. Ein Wesen, das eine Geschichte in sich trägt. Ein Wesen, das einfach auch nur wahrgenommen und respektiert werden möchte. So wie es ist. Wie wäre es, wenn wir (wieder) erkennen würden, dass uns im Außen unser Spiegel begegnet. Und ich würde mir wünschen, dass mein Spiegel lächelt und das Herz voller Liebe erstrahlt.
Vielleicht entspringen diese Gedanken auch nur gerade einem hoffnungsgeprägten Träumen. Oder vielleicht erweckt es in manchen Herzen ein Lächeln, das sie weiterschenken. Um uns wieder mehr zu vereinen. Um uns zu besinnen, dass wir alle gleich sind. Dass wir dasselbe suchen. Dass es ein WIR gibt. Ein WIR an Seelen, die diese Welt verändern können. Wir müssen es nur erkennen. Und leben. Tagtäglich.
Ich wünsche Dir, dass Dein Herz lächelt und andere Herzen zum Lächeln bringt.
Alles Liebe,
Edith
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