Die Angst vor dem Allein-Sein

Warum gehen Menschen nicht den Weg, von dem sie spüren, dass er der jetzt angesagte wäre? Warum bleiben Menschen in frustrierenden, tot-gelaufenen Beziehungen, obwohl das Herz schon lange nach dem Ausweg der Möglichkeiten ruft? Warum lassen sich Menschen, ob Mann oder Frau, benutzen, betrügen, verraten sich und ihre Prinzipen selber, obwohl sie genau spüren, dass sie anders handeln sollten?

 

Sicher nicht, weil es "so fein" ist. Nein, weil der "andere Weg" noch keine machbare Option für sie ist. Der andere Weg noch vermeintlich "ungehbar" erscheint, obwohl das Innerste schon weiß, dass er zu gehen ist. Doch wie? Wie, wenn die kalte Nacht der vermeintlichen Einsamkeit so bedrohlich wirkt? Wie, wenn die Stimmen im Innen das Lied des Todes anstimmen lassen? Wie, wenn dieser Weg noch von so wenigen fröhlich, stimmig, in innerer Verbundenheit gegangen worden ist und deshalb das kollektive Feld der Ketten rasselt und sich wieder lieber im Keller der emotionalen Abhängigkeit anketten lässt, anstatt den Weg in die Freiheit wählt.

In die Freiheit, die so offen, weit, voller neuer Möglichkeiten ist, dass sie einen fast erschlägt. Die Wiese des Glücks so weit und grenzenlos scheint, dass die Suche nach den Begrenzungen beginnt - weil sich kindliche Anteile verloren fühlen. Weil diese unendlichen Wahlmöglichkeiten die Gefahr in sich bergen "falsch" wählen zu können. Und dann die Konsequenzen selber tragen zu müssen. In Eigenverantwortung. Und da schaudert es den gelernten Prägungen im Innen - also doch lieber zurück in die Abhängigkeit, wo das Außen, der andere, die Welt, die Ketten, an denen wir hängen dankbare Schuldenträger sind, warum wir leiden. Weil der Weg, der allein durch die dunkle Nacht führt so angsteinflößend ist. Und kaum einer lernt, wie er zu gehen ist. Denn er ist zu gehen - und das nicht kriechend, schleppend, ständig kämpfend oder sogar sterbend. Nein. Aber das wird dir eine Angst immer einreden wollen.

 

Der Unterschied zwischen Allein-Sein und Einsamkeit

 

Nein, das ist nicht dasselbe - auch wenn es immer wieder sehr verbreitet ist, dies als ein und dasselbe zu benennen. AlleinSein bedeutet numerisch der einzige Mensch zu sein. Ich kann allein auf dem Berg stehen, mich jedoch nicht einsam fühlen. Und ich kann unter tausenden Menschen auf einem Konzert sein (sprich nicht allein sein) und mich trotzdem einsam fühlen. Es gibt auch Einsamkeit in Partnerschaften oder Freundschaften. Weil die Verbundenheit fehlt. Die spürbare Nähe der Präsenz. Das emotionale, wärmende Gefühl der allumfassenden Liebe. Aber vor allem, ACHTUNG ! IN MIR selbst. Menschen projizieren die Einsamkeit auf das Außen - glauben ein Mensch ist einsam, wenn niemand anderer da ist. Nein, wie an meinem Berg-Beispiel gezeigt, bedeutet Alleinsein nicht zwingend einsam. Wenn der Mensch IN SICH mit sich in Nähe lebt, tief in sich gesunken seine Wärme zu sich spürt, die Fülle im Innersten blüht und Funken leuchtet und ein sich Getragen-fühlen in steter Verbundenheit - zu allem was er / sie ist - den inneren Anteilen - zum Universum und spirituell betrachtet mit dem ewigen Sein, dann gibt es in diesem Menschen keine Einsamkeit. 

 

Doch aufgrund dieser oft verwechselten Meinung, dass Alleinsein zwingend die bedrohliche Einsamkeit mit sich bringt, scheint für viele Menschen ein Weg, der das Alleinsein mit sich fordert, nicht machbar. Vor allem aber auch, weil noch kindliche Anteile, die diese Einsamkeit erlebt bzw. eher erlitten haben und keinen Ausweg fanden, noch in der, damals relevanten Bedrohung "festhängen".

 

Ich selbst kenne diese Prägung sehr gut. Ich  habe sie sehr intensiv gekoppelt erfahren, als Inprint des Satzes "Frau allein ist nicht überlebensfähig. Frau braucht zwingend einen Mann, weil nur so erhält sie Wert". Da ist der emotionale Abschuss und das Sich Anpassen und alles für die anderen tun schon vorprogrammiert. Allerdings der Zusammenbruch auch. 

 

Und genau deshalb schenkte mir das Leben immer wieder Situationen, wo ich genau diese, meinem wahren Wesenskern nicht entsprechenden Glaubenssätze immer wieder durchbrechen "durfte", bis meine Zellen mit meinem wahren, bewussten, sehr weichen weiblichen und trotzdem souveränen und selbständigen "Frau der neuen Zeit" - Schöpferinnen Bewusstsein erstrahlen und wirken konnten. Raus aus dem angeketteten Opferdenken des Kerkers der Verdammnis, rein in die Schöpfer-Welten aller Möglichkeiten - "sogar als Frau allein". Welch Wunder 😁 (Scherz).

 

Ich zog allein, entgegen vieler Widerstände und Sabotageversuchen im Außen, nach Südtirol - obwohl mir kaum einer glaubte, dass ich es nicht wegen einem Mann mache, sondern weil die wärmende, weiche Schwingung der Gegend mir gut tut und mein Herz weit werden lässt und ich dort hin gehen muss, wo es mir gut geht. 

 

Ich fuhr eines Sommers allein mit dem Auto nach Kroatien. Meine Fahrt war begleitet von Ahninnen-Stimmen der Horrorszenarien in mir - was da nicht alles passieren kann - was, wenn ich einen Platten bekomme - was, wenn böse, fremde Männer mich im fremden Land überfallen und ich als wehrloses, kleines Ding allein da stehe.

Die von mir geschaffene Realität war ein Zauber der Begegnungen, die Freiheit des Herzens und eine aufblühende Entfaltung, die sich singend, Publikum unterhaltend  an der Strandpromenade mit dem (so gefährlichen, fremden) vertrauten Straßenmusiker des Bewusstseins äußerte. 

 

Ich ließ Freundschaften und familiäre Deals hinter mir, auch wenn es bedeutet hatte, dass ich endgültig allein in die dunkle Nacht des Lebens ziehen musste - doch war ich nicht mehr bereit der emotionalen Erpressung nachzugehen und mehr das Leben der anderen zu leben und dort meine Energie zu investieren, um ein vermeintliches Sicherheitsnetz zu haben, als meine eigenen, wahren Bedürfnisse zu leben. 

 

Und die wohl schwerste Entscheidung, die sich genau deshalb als  Turbo-Beschleuniger der Entwicklung und der Liebe zeigte, war meine mich über alles liebende Bereitschaft, die Nähe zu einem Mann zu lassen, den ich damals sehr gerne hatte. Mit dem viele Inhalte der Stimmigkeit ihren Platz fanden, doch ein sehr zentrales Bedürfnis meiner Entwicklung, in dem ich in meiner wahren Tiefe angekommen war, nicht erfüllt wurde - die Verbindlichkeit und Bereitschaft auf "all in" zu gehen , der wahren Tiefe des Ankommens, ohne Hintertürchen versteckter Deals der Ausreden.

 

Ich war bereit, endlich für mich ALLES zu tun.

Meinen Weg allein zu gehen - was auch immer es bedeutete zu verlieren.

Ich wurde bereit, zu verlieren. Alles.

Und habe MICH dadurch gewonnen. 

Mich und meine unendliche Liebe.

Mich und meine Verbundenheit mit allem was ich bin.

Mich und meine grenzenlose Stärke, jegliche Hindernisse der Unmöglichkeiten zu überwinden.

Mich und mein Vertrauen.

Mich und mein wahres, stimmiges FrauSein - die kein abhängiges Opfer (mehr) ist, sondern die Göttin der selbstbewussten, sinnlichen, eigenverantwortlichen, lustvollen Entfaltung des Glücks, welche dadurch erst recht weibliche Hingabe auf Augenhöhe ermöglicht. 

So geschehen Wunder. Jeden Tag.

 

Alles Liebe

Edith

 

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